Sonntag, 20. November 2016

Wahrheit vs. Wahrnehmung

»Im Informationszeitalter, in dem wir nicht wissen, was wir glauben sollen, in dem wir uns nicht sicher sein können, was fake oder real ist, gibt mir TETRIS Halt. Denn es geht gar nicht um die Wahrheit. Es geht einzig und allein um die Wahrnehmung.«
- Martin Jüstel. Auszug aus der Tetris-These.

Martin Jüstel will uns in seiner Tetris-These erklären, dass unser ganzes Wissen in Tetrissteinen gespeichert wird. Simple Sachen, wie ein Stein, nehmen wir als einzelne Steine wahr, verstandene Dinge sind eine vollständige horizontale Linie und der Tod ist das Game over.

Meiner Meinung nach ist das keine sehr nachvollziehbare Überlegung. Ich kann mich nicht in seine Tetris-Welt hineinversetzten und denke auch, dass es einige Lücken hat in seiner Theorie. Aber wie er sagt, es gehe nicht um die Wahrheit sondern um die Wahrnehmung. Dies finde ich ein sehr treffender und aussagekräftiger Satz.

Ich werde meine Gedanken zu diesem Zitat nun ein wenig erläutern. Martin Jüstel stellt sich in seiner These eine Frage, die ich mir selber immer wieder stelle. Ist das, was ich als rot sehe, auch für dich rot? Oder siehst du in Wirklichkeit grün? Ist das der Grund, weshalb die einen so spezielle Farbkombinationen mögen, die in meinen Augen absolut grässlich sind?
Oder schmecken andere etwas anders wenn sie Rosenkohl, Broccoli oder Sauerkraut essen? Mögen sie es deshalb? Meiner Meinung nach ist das absolut abscheulich, wie also können sie das gerne und freiwillig essen?
Es kann nicht bewiesen werden, dass ich Broccoli gleich wahrnehme und schmecke, wie es meine Mutter tut. Es kann auch niemand beweisen, dass Rot nicht Grün ist. Und wenn alle ein anderes Rot sehen, welches ist dann das ECHTE Rot?

Das selbe Spiel kann man auch mit der Selbstwahrnehmung spielen. Finde ich mich nicht hübsch, heisst das nicht, dass alle anderen mich nicht hübsch finden. Finde ich mich schön, heisst das aber auch nicht, dass alle anderen mich schön finden.
Es zählt jedoch einzig und allein, dass die Wahrheit, die wir wahrnehmen, für uns stimmt. Denn nur wir müssen mit ihr Leben.
Für die einen ist das die Religion, für andere die Wissenschaft und für wieder andere nun mal eben Tetris.

4 Kommentare:

  1. Ich weiss noch, einmal in der Primarschule, da hatte man sich einen Spass erlaubt und als Gruppe Jemanden, wie man heute sagen würde, geprankt. Man hat ihm gesagt dieser Stift sei nicht grün sondern rot und wenn einem 5 Leute sagen, dass dieser Stift, der bis zu diesem Zeitpunkt noch grün war jetzt plötzlich rot sei, dann beginnt man an sich zu zweifeln und fragt sich, was ist wenn mein grün nicht grün ist?
    Ich finde diesen Blogpost sehr gut geschrieben, man beginnt Dinge zu hinterfragen, welche eigentlich immer offensichtlich waren, wie das mit rot und grün.
    Super Text!

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    1. Ja, von solchen Sachen habe ich eben auch schon gehört und haben schon nur deswegen begonnen, meine Wahrnehmung zu hinterfragen.

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  2. Sie schreiben sehr verständlich und trauen sich auch, den Primärtext kritisch zu beurteilen. Eine Möglichkeit, sich über Gemeinsamkeiten in der Wahrnehmung zu verständigen, besteht natürlich in der Kommunikation: Wenn wir mit anderen unsere Kriterien überprüfen, wonach wir etwas beurteilen oder wenn wir gemeinsame Vergleiche ziehen, um unsere Wahrnehmung abzugleichen, nähern wir uns einander an, nicht? Je nachdem ob das jetzt Farbtöne oder Geschmacksvergleiche sind, ist das leichter oder schwieriger. was einem dann oft in die Quere kommt, ist die Sprache. Wo liegt zum Beispiel der Unterschied zwischen schön, hübsch und gutaussehend?

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    1. Ja, Kommunikation löst viele Rätsel. Aber da meine Wahrnehmung der Welt nur durch meine Augen sichtbar, werde ich nie mit jemand anderem darüber reden können. Wir können nicht erklären, wie mein Rot aussieht oder wie meine Schokolade schmeckt. So ist es schwierig in der Kommunikation die Wahrheit zu finden.
      Aber ich denke das ist auch gut so. Mein Rot muss nicht gleich aussehen wie ihres. Schlussendlich ist das ja auch egal, da sie mein Rot nie zu Gesicht bekommen werden.
      Und gleich ist es auch mit den anderen Wahrnehmungen.

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